Evangelische Kirchengemeinde
Die Kirche befindet sich in der
Ortsmitte von Rüssingen und wird über einen Treppenaufgang
erreicht, der erst kürzlich renoviert wurde. Das Gotteshaus selbst ist das älteste Gebäude in Rüssingen und nur wenige Gebäude im Donnersbergkreis sind noch älter. Zumindest wird sie schon Ende des 11.Jahrhunderts erstmalig schriftlich erwähnt. Vor der Reformation gehörte sie zum Landkapital Kirchheim. Das Andreasstift zu Worms hatte die Bauobligenheiten durchzuführen. 1697 wurde sie den Lutheranern zugesprochen und war bis zum Jahr 1973 Simultankirche, d.h. sie wurde gleichermaßen von katholischen wie evangelischen Christen genutzt. Seit 1820 untersteht sie dem protestantischen Dekanat Kirchheim. Ihr Baustiel gehört zur sogenannten Wormser Bauschule. Auch wenn man heute davon nichts mehr sieht, Kirche und Friedhof waren einst befestigt und dienten der Dorfverteidigung - so wie es im Mittelalter hier allgemein üblich war. Unser Chorturm hat vier Geschosse, deren untere drei romanisch sind, das Obergeschoss mit seinem Zwiebeltürmchen jedoch barock ist. Der heutige Chor ist erst nach 1700 in die jetzige Form gebracht. Das Langhaus hat zwei Fensterachsen. Chor und Langhaus sind durch einen romanischen Triumphbogen getrennt. |
Das Eingangsportal jedoch ist
kunstgeschichtlich schon eine echte Besonderheit, denn der
Türsturzbalken zeigt in einem Flachrelief Darstellungen, wie
sie in dieser Art in Deutschland ansonsten nicht vorkommen.
Die Szene zeigt von links nach rechts zwei sogenannte
Keltenknoten, typisch für die darstellende Kunst des frühen
Mittelalters (damit dürfte der Türsturz selbst älter sein
als der Rest der Kirche); daneben einen Löwen mit Menschen-
gesicht (wohl Jesus als Löwen von Juda); in der Mitte ein
Vortragekreuz (Prozessionskreuz), das mit Tauben und
Schwänen umgeben ist (christliche Kirche); rechts ein
geflügeltes Tier, das den Fenriswolf darstellt; darunter
einen Mann im Mantelgewand (möglicherweise Widar, Odins
Sohn), der mit dem Schwert den Fenriswolf tötet (Gestalten
aus der Germanischen Mythologie) Vielleicht hat sogar
Siegfried in Rüssingen den Drachen getötet? O.K. hier
schweife ich zu weit aus........ Der Türsturz ist übrigends nur eine Kopie, das Original kann im Historischen Museum in Speyer besichtigt werden. Kommen Sie einfach mal vorbei und schauen Sie sich um. |
Nach fast genau einem Jahr
Renovierungsarbeiten (letzter Gottesdienst in der Kirche war
Sivester 2012) konnten wir an Heiligabend 2013 wieder in
unserer neu renovierten Kirche Gottesdienst abhalten. Wärend
der Umbauarbeiten durften wir uns in der katholischen Kirche
nebenan wie zu Hause fühlen. An dieser Stelle noch einmal
ein ganz, ganz herzliches Dankeschön an die katholische
Kirchengemeinde für diese wunderbare Zusammenarbeit. Dass wir diese Komplettrenovierung (innen und außen) so schnell und in diesem Kostenrahmen, ca. 120.000 € überhaupt fertig bringen konnten, verdanken wir nicht nur den zügigen Arbeiten aller beteiligten Geschäftsleute, sondern auch all den vielen freiwilligen Helfern und Spendern (ca. 25.000€). Herbert Wendel |